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Wohin geht selbst ein Kaiser zu Fuß? Richtig. Zum stillen Örtchen. Auch das haben die Klimaschützer zum Thema auf der Cop23 gemacht. Nein, nicht das menschliche Bedürfnis eines Kaisers. Sondern das Örtchen an und für sich. Vermutlich werden die Delegierten und auch die meisten anderen Gäste, die in der Bonn- oder der Bula-Zone unterwegs sind, davon nichts mitbekommen. Denn die Sanitäranlage, um die es geht, steht auf dem Gelände der begehbaren Weltkugel “Climate Planet”, die im Amphitheater der Rheinaue aufgebaut ist und wo sich Jedermann und Jedefrau, also alle ohne offizielle Akkreditierung, über Klimaschutz informieren können.
Dort wird selbst der Toilettengang zu einem Lehrstück. Von wegen Dixi-Klo: Von außen sehen die Bio-Toiletten zwar aus wie Plumpsklos von anno dazumal, von innen sind sie aber ausgestattet mit bequemer Holzbrille und großen Papiersäcken mit Einstreumaterial, die jedem Meerschweinchen- oder Hasenbesitzer bekannt vorkommen dürften. Statt mit kostbarem Wasser spült man sozusagen mit nach Wald duftenden Holzspäen nach, von denen man zwei bis drei Schaufeln voll in die Toilette geben soll. Das Klopapier ist selbstverständlich 100 Prozent aus recyceltem Papier. Und die Hände werden drau´ßen am Becken mit so wenig Wasser wie nötig und mit der guten alten Seife gewaschen, wie man sie von früher kennt. Und während man sich die Hände wäscht, kann man auf den Schildern nachlesen, wie wir mit den herkömmlichen Toiletten doch der Umwelt schaden, ja richtiggehend zu Umweldsündern geworden sind, weil wir den Kreislauf von Nahrung und Abfallverwertung als Dünger unterbrechen. “Ein WC-Dilemma”, titeln die Initiatoren auf ihren Plakaten.
Eine Frage, die uns da in den Sinn kommt: Wie funktionieren denn diese Klos eigentlich in Mehrfamilenhäusern? Und welche Familie hat bereits Erfahrung gesammelt bezüglich der Zuständigkeit für die Entsorgung der Auffangbehälter und so? Also, bei unserem Meerschweinchen hat stets unsereins das Los getroffen, weil die Kinder, die soooo gerne ein Haustier haben wollten, sich dazu aus den unterschiedlichsten Gründen außerstande sahen.
Übrigens: In Berlin plant die rot-rot-grüne Senatsregierung bereits auch ohne Weltklimakonferenz, die öffentlichen WCs in der Stadt durch Bio-Klos zu ersetzen. Da kommt dann sicher die heimliche Hymne der Stadt von Paul Lincke schnell wieder in Mode: Ja, ja, das ist die Berliner Luft, Luft, Luft, so mit ihrem holden Duft, Duft, Duft…
Schlagwörter: Umweltbelastung, Umweltschutz, Stadt, Sanitäranlage
Beitrag: Toilettengang als Lehrstück Von Lisa Inhoffen
Quelle: Bonner General-Anzeiger Online-Archiv
Ressort: Politik
Datum: 16.11.2017
© Bonner Zeitungsdruckerei und Verlagsanstalt H. Neusser GmbH
Artikel aus dem Bonner General-Anzeiger Rubrik Politik | November 2017 | Lisa Inhoffen